Dienstag, 12. Januar 2016

Buchrezension: Filterkaffee

Ich werde oft nach Literaturtipps zu verschiedenen kulinarischen Themen gefragt. Das ist der Grund, warum ich in diesem Jahr Bücher rezensieren werde, die zwar keine Sensorikbücher sind, aber doch in irgendeiner Weise einen sensorischen Bezug haben.
Und da ein guter Tag für mich immer mit einer Tasse Kaffee beginnt, liegt nahe: der erste Buch-Blogeintrag des Jahres handelt von einem Kaffeebuch. Und zwar von Johanna Wechselberger, die vielen Kaffeeliebhabern ein Begriff ist.

Soviel vorweg: das Buch ist kein Schmökerbuch für die Couch, es ist ein praktischer Ratgeber, wie man mit diversen Filtermethoden guten Kaffee brühen kann. Und damit geht Johanna Wechselberger auch gleich zur Sache, angenehmer Weise ohne Umweg über Kaffeeanbaugebiete und dergleichen. Es ist also ein hands-on-Buch, reichlich bebildert, im praktischen Taschenbuchformat.



Was mir am Buch besonders gut gefallen hat:
  • Die Wichtigkeit des Mahlens wird sehr eindrücklich dargestellt, und die Frische des Mahlvorganges mit Zahlen untermauert. Wer weiß schon, dass sich bereits 15 Minuten nach dem Mahlvorgang 60% der Kaffeearomen verflüchtigt haben?
  • Es ist ein Streifzug quer über alle Filtermethoden, gängigere und weniger gängige, internationale und lokal bedeutende. In Costa Rica habe ich vor Jahren ein Filtersystem mit Stofffilter gekauft - selbst dieses habe ich im Buch wiederentdeckt! Und gelernt, dass Salz eine gute Reinigungsmethode für den Stofffilter namens Bolsita ist.
  • Es ist sehr praxisbezogen. Die Anleitung für den Brühvorgang wird für jedes System sehr genau und nachvollziehbar geschildert, vom Anwärmen des Filters bis zum fertigen Getränk. Dazu kommen praktische Hinweise, wie etwa jener, dass die Wassertemperatur, wenn man kochendes Wasser in eine Kanne lehrt, ca. 90-93°C bekommt, und damit zum Aufbrühen verwendet werden kann.
  • Lust habe ich bekommen, einen Cold brew im Marmeladenglas zu probieren! Bisher habe ich nur Kaffee aus einer cold drip Anlage gekostet.
Zweifelsohne, es ist ein Buch einer Spezialistin! Und definitiv empfehlenswert für alle, die selbst filtern möchten.

Als Sensorikexpertin war für mich natürlich besonders interessant, was man über dieses Thema erfährt. Und so war ich erfreut, dass es ein Kapitel namens "Verkostungshilfe" gibt. Dieses stellt ein Randthema im Buch dar, und ist aus meiner Sicht ausbaufähig. Erstens, wenn es um sensorische Beschreibungen geht. Im Buch werden viele potenzielle Fehlaromen genannt, aber nur wenig positive Begriffe. Zweitens beim Thema Säuren. Mein persönliches Wunschkonzert - drittens - wäre noch: zu wissen, wenn ich dieselben gerösteten Bohnen als Ausgangsmaterial habe, wie verändert das jeweilige Filtersystem den Geschmack?

Ich trinke gelegentlich gefilterten Kaffee, zuhause gibt es bei mir aber ausschließlich Espresso. In diesem Sinn freue ich mich auf das im Frühling erscheinende Werk über Espresso von Johanna Wechselberger!
Danke dem Braumüller Verlag, der mir ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt hat.

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