Freitag, 5. Oktober 2012

Weinlese – Wort und Tat

Am Wochenende waren wir zum ersten Mal Wein lesen. Ein sehr nettes Erlebnis:  den ganzen Tag draußen, arbeitend und plaudernd - und  philosophierend, ob der Begriff „lesen“ ursprünglich von „Wörter lesen“ oder von „Wein lesen“ abstammt.  

Sprachlich gibt’s schließlich einige Analogien: neben der Wein-LESE erinnern auch die Rebstock-ZEILEN oder der Gemischte SATZ ans Lesen. Und da die Wahrheit bekanntlich im Wein liegt, möchte ich dem Begriff "Lesen" hier auf den Grund gehen.

Im KLUGE (Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache, 24. Auflage – im Übrigen eines meiner häufigsten Nachschlagewerke) steht beim Begriff LESEN geschrieben:

  • germanisch les-a = auflesen, sammeln
  • lateinisch legere = auflesen
  • hethitisch Leŝŝāi = auflesen 
  • litauisch lèsti = picken, pickend fressen
  • walisisch llestr = Gefäß

Das klingt soweit eindeutig mehr nach Wein denn nach Buch oder Schrift! Und in der Tat, nach Kluge entspricht die neuere deutsche Bedeutung „Buch lesen“ einer Bedeutungsentlehnung aus dem Lateinischen. Denn legere bedeutet auflesen, dann „einer Spur folgen“, daraus entwickelte sich „den Schriftzeichen folgen“.

Wer nächstes Jahr gerne Wein liest, sieht hier einige Impressionen. Danke an die Weingärtnerei Helm in Loidesthal für das großartige Wochenende!

Wer anstatt Wein zu lesen, lieber Bücher über den Wein liest, dem sei an dieser Stelle mein Buch „Weinsensorik“ (avBuch 2009) ans Herz gelegt!



Fotos © A. Baierl


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